Hospiz- und Palliativversorgung

Palliative Betreuung in der Grundversorgung

Basic Palliative Care

Die erste Stütze in der Palliativversorgung sind primär die behandelnden Ärzt:innen Ihres Vertrauens.
Spezialisierte Unterstützung ergänzt dann, wenn die Situation komplexer wird.

Allgemein

von Dr.in med. univ. Elena Salamun

In der Betreuung von Menschen mit unheilbaren fortschreitenden Erkrankungen,  einhergehend mit belastenden Beschwerden, stellen die Hausärzt:innen die erste Anlaufstelle dar.

Ein Vorwissen über die Krankengeschichte der Patient:innen durch eine schon länger bestehende ärztliche Begleitung erlaubt ein frühzeitiges Erkennen von erhöhtem Unterstützungsbedarf.

Eine vorausschauende Versorgungsplanung, im Fachbereich auch als Advance Care Planning (ACP) bezeichnet, ist unabhängig von Alter oder Krankheitsbild der Patient:innen und neben entsprechenden Maßnahmen zur Symptomkontrolle wesentlich.

Da bei fortschreitenden Erkrankungen, für welche es keine heilenden Therapien mehr gibt, die Lebenserwartung begrenzt ist, sollten diese Vorsorgemaßnahmen frühzeitig erfolgen.

Beispiele für solche Erkrankungen sind

• fortschreitende Krebserkrankungen

• fortgeschrittene Herzschwäche (Insuffizienz genannt)

• fortgeschrittene Lungenkrankheiten

• fortgeschrittene bzw. endgradige Nierenschwäche

• fortschreitende neurologische Erkrankungen (ALS, MS …)

• Multimorbidität (= 2 oder mehrere Erkrankungen die fortschreitend und unheilbar sind) mit eingeschränkter Funktionalität wie sie oft bei bei älteren (= geriatrischen) PatientInnen vorliegt

• dementielle Erkrankungen

• schwere Mehrfachbehinderungen

Bei der Versorgungsplanung kommt es idealerweise zu einem Gespräch von Patient:innen, Angehörigen oder nahestehenden Personen und dem Betreuungsteam, bei dem Planung und Umsetzung dieser Vorsorgemaßnahmen besprochen werden. Das kann im Krankenhaus (bei stationärem Aufenthalt der Patient:innen), bei Hausärzt:innen oder im Pflege -oder Altersheim erfolgen.

Dabei sollten die Präferenzen der Patient:innen im Vordergrund stehen, jedoch auch medizinische Empfehlungen mitberücksichtigt werden. Bei Änderungen des Allgemeinzustands oder der Leistungsfähigkeit der Patient:innen sollte erneut besprochen werden, ob eine Anpassung des Behandlungs- und Betreuungsplan die Lebensqualität der Patient:innen verbessern kann. Der Patientenwille sollte im Behandlungs-, Pflege- und Betreuungsprozess immer berücksichtigt werden.

 

Beispiele für Unterstützung und Vorsorgemaßnahmen sind:

  • Hilfsmittel (Gehstock, Rollator, Rollstuhl, Toilettenerhöhung etc..)

  • Essen auf Rädern

  • Angehörigenschulung

  • Ambulante und mobile Pflege (Hauskrankenpflege: 1x/Woche bis zu 3x/Tag)

  • PersonenbetreuerInnen, persönliche AssistenInnen

  • ambulante Physiotherapie

Deshalb sollte neben der frühzeitigen Integration von Unterstützung- u. Betreuungsmaßnahmen auch eine Vorsorgeplanung zeitnah erfolgen. Hierzu zählen z.B das Abschließen einer Patientenverfügung und/oder einer Vorsorgevollmacht oder das Führen eines Vorsorgedialogs (oft in Pflege- u. Altersheimen). Damit kann der Patient oder die Patientin seinen Willen und seine Wünsche schriftlich festhalten.

Die vorausschauende Versorgungsplanung bei unheilbaren fortschreitenden Erkrankungen geschieht überwiegend, bei 80-90% aller Palliativpatient:innen, in der sogenannten Grundversorgung. Dazu gehören niedergelasse Hausärzt:innen, Fachärzt:innen, ambulante und mobile Pflege sowie Therapeut:innen. Man spricht hierbei im Fachbereich von „Basic Palliativ Care“.

Spezialisierte Betreuungsangebote, im Sinne einer spezialisierten Hospiz- und Palliativversorgung, unterstützen und ergänzen die Grundversorgung für Patient:innen in komplexen Situationen und mit schwierigen Fragestellungen, welche die Möglichkeiten der Grundversorgung übersteigen.

Spezialisierte Hospiz- und Palliativversorgung

In Österreich begleiten 354 spezialisierte Hospiz- und Palliativeinrichtungen Menschen in ihrer letzten Lebensphase – mit dem Ziel, Symptome zu lindern und Angehörige zu entlasten.

Alle Beiträge:

In der spezialisierten Palliativversorgung stehen unterschiedliche Einrichtungen und Angebote bereit. Sie ergänzen die Grundversorgung dort, wo komplexe Situationen besondere Unterstützung erfordern. Im Folgenden stellen wir diese Strukturen vor

  • Stationäre Hospize
    Hospize sind spezialisierte Einrichtungen, die Patient:innen in ihrer letzten Lebensphase umfassend betreuen. Dabei geht es nicht nur um medizinische und pflegerische Versorgung, sondern auch um psychosoziale und spirituelle Begleitung – für Betroffene ebenso wie für ihre An- und Zugehörigen.
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  • Mobile Palliativteams
    Ein Mobiles Palliativteam (MPT) ergänzt die Betreuung durch Hausärzt:innen, mobile Dienste oder Pflegeheime. Es berät, unterstützt und entlastet – sowohl Patient:innen als auch deren An- und Zugehörige sowie die betreuenden Fachkräfte vor Ort. Ziel ist es, Lebensqualität zu erhalten und Krankenhausaufenthalte möglichst zu vermeiden.
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  • Palliativambulanz
    Die Palliativambulanz bietet eine ambulante Versorgungsmöglichkeit für Menschen mit unheilbaren Erkrankungen. Neben der medizinischen Behandlung umfasst das Angebot auch pflegerische, psychosoziale, therapeutische und spirituelle Unterstützung.
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  • Tageshospize
    Das Tageshospiz verbindet professionelle medizinische und pflegerische Versorgung mit psychosozialen und spirituellen Angeboten. Es ermöglicht Patient:innen, Gemeinschaft zu erleben, soziale Isolation zu vermeiden und gleichzeitig Angehörige im Alltag zu entlasten.
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  • Palliativkonsiliardienste
    Ein Palliativkonsiliardienst ist ein multiprofessionelles Team im Krankenhaus, das bei komplexen Situationen hinzugezogen wird. Es berät, begleitet und unterstützt sowohl das betreuende Personal als auch Patient:innen und deren Angehörige – mit dem Ziel, die Versorgung zu verbessern und Lebensqualität zu sichern.
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  • Hospizteams
    Hospizteams ergänzen die bestehende medizinische und pflegerische Versorgung. Sie leisten wertvolle Begleitung für Patient:innen, Angehörige und Trauernde – mit einem Schwerpunkt auf Zuwendung, Gespräch und psychosozialer Unterstützung.
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  • Palliativstation
    Palliativstationen sind spezialisierte Einrichtungen in Akutkrankenhäusern. Sie begleiten Patient:innen mit komplexen Beschwerden ganzheitlich – mit dem Ziel, Symptome zu lindern, Lebensqualität zu erhalten und, wenn möglich, die Entlassung nach Hause zu ermöglichen.
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Häufig gestellte Fragen zur Hospiz- und Palliativversorgung

Wohin kann ich mich wenden, wenn ich ein mobiles Palliativteam brauche?

Die erste Anlaufstelle sind die Hausarzt:innen oder die behandelnden Ärzt:innen. Auch Krankenhäuser können bei Entlassung das Anforderungsformular der mobilen Palliativteams ausfüllen und an die jeweils zuständige Stelle schicken.

Was kostet ein mobiles Palliativteam?

Die Leistungen eines Palliativteams sind für Angehörige und Patient:innen kostenlos.

Unterstützt ein mobiles Palliativteam auch Angehörige?

Ja, mobile Palliativteams beziehen Angehörige bewusst ein, beantworten Fragen und sind wichtige Anlaufstelle für die Belastungen welche die Betreuung von Patient:innen mit fortschreitenden Erkrankungen mit sich bringt

Was ist der Unterschied zwischen Hospiz- und Palliativversorgung?

Palliativversorgung bedeutet medizinische, pflegerische und psychosoziale Betreuung, die Beschwerden zu lindern und Lebensqualität zu erhalten.

Hospizversorgung richtet sich vor allem an Menschen in der letzten Lebensphase, wenn eine Betreuung zu Hause nicht mehr möglich ist.

Was kostet ein stationäres Hospiz?

Die Kostenbeiträge variieren je nach Anbieter und Bundesland. Teilweise sind diese ähnlich wie bei Pflegeheimen (Ein Teil des Einkommens und das Pflegegeld). Am besten bei der jeweiligen Einrichtung erkundigen.

Quellen:

Radbruch, L., & Payne, S. (2011). Praxisleitfaden zur systematischen Umsetzung von Hospiz- und Palliative Care in der Grundversorgung (S. 260). Deutscher Ärzteverlag.