Therapie bei Durchfall
Neben Verstopfung gehört auch Durchfall zu den möglichen Beschwerden schwerkranker Menschen. Sie erfordert ein individuelles Vorgehen bei Diagnose und Behandlung.
Allgemein
von Dr.in med. univ. Elisabeth Sciri
Mehr Informationen zur Symptomlinderung bei Durchfall finden Sie hier
Obwohl Verstopfungen in der Palliativmedizin deutlich häufiger auftreten, können auch nicht-infektbedingte Diarrhoen vorkommen. Sie werden von Patient:innen als ebenso belastend empfunden.
Es gibt verschiedene Ursachen für nicht-infektiöse Durchfälle in der Palliativmedizin, und die Therapie sollte sich nach Möglichkeit an der zugrunde liegenden Ursache orientieren.
Am Beginn der Diagnostik sollte immer der Infektionsausschluss stehen.
Wirkung am Opioidrezeptor
Loperamid (Immodium, Enterobene): verringert die Darmperistaltik, erhöht den Tonus des Analsphinkters, verändert die Sekretion von Wasser und Elektrolyten in den Darm.
Opiumtinktur: unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz; Einsatz, wenn andere Antidiarrhoika nicht ausreichend wirksam sind.
Racecadotril (z. B. Hidrasec): schützt die körpereigenen Enkephaline vor dem Abbau. Diese binden im Darm an den Opioidrezeptor und verhindern die übermäßige Ausschüttung von Wasser und Elektrolyten. Im Gegensatz zu anderen Durchfallmedikamenten beeinflusst es die Darmbeweglichkeit nicht.
Mittel zur Sekretionsminderung
Octreotid: synthetisches Somatostatinanalogon; hemmt Beweglichkeit und Sekretion in Magen, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm und verstärkt die Aufnahme von Wasser und Elektrolyten.
→ Einsatz bei schweren, durch Chemo- oder Strahlentherapie ausgelösten Durchfällen (> 7/Tag) oder als 2. Wahl, wenn Loperamid nicht wirksam war.Kombination von Tannin-Eiweiß & Ethacridinlactat-Monohydrat:
Tannin-Eiweiß wirkt sekretionshemmend und adstringierend.
Ethacridinlactat wirkt krampflösend und verzögert die Darmpassage, wodurch mehr Wasser rückresorbiert wird.
Arzneimittel zum Andicken des Stuhls
Apfelpektin: nimmt Flüssigkeit auf und erhöht die Stuhlkonsistenz (bei leichten bis mittelgradigen Durchfällen).
Smektit: Tonmolekül, das die Darmwand auskleidet, schädliche Substanzen bindet und über den Stuhl ausscheidet; wird nicht resorbiert. Einsatz bei akutem Durchfall.
Kohle: das poröse Kohlenstoffgerüst nimmt Flüssigkeit und gelöste Teilchen auf. Einsatz bei akutem Durchfall, vermindert auch die Aufnahme von Giftstoffen.
⚠️ Vorsicht: Resorbierende Arzneimittel können die Aufnahme anderer Medikamente stören und sollten daher zeitlich versetzt eingenommen werden.
Synbiotika / Probiotika / Präbiotika
Zur Therapie einer Diarrhoe im palliativmedizinischen Setting gibt es derzeit keine ausreichende Datenlage, um eine Empfehlung abzugeben.
Hinweis
Die hier bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Therapie. Medikamente dürfen nur nach ärztlicher Verordnung und niemals in Eigenregie eingenommen oder angepasst werden. Bitte besprechen Sie individuelle Beschwerden und Therapieentscheidungen immer mit den behandelnden Ärzt:innen.
Quelle:
Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin (LMU-Klinikum). (2022, Februar). Frage des Monats – Behandlungsmöglichkeiten bei chronischer, nichtinfektiöser Diarrhö. Abgerufen am 25. September 2025, von
https://cdn.lmu-klinikum.de/9f4aa6916b2daeaf/d8fb13b600bb/Frage-des-Monats-Februar-2022.pdf