Therapie bei Atemnot
Atemnot zählt zu den häufigsten und belastendsten Symptomen. Neben allgemeinen Maßnahmen stehen dafür in der Palliativmedizin wirksame Medikamente und gezielte Therapien zur Verfügung.
Allgemeines
von Dr.in med. univ. Elisabeth Sciri
Mehr Informationen zur Symptomlinderung bei Atemnot finden Sie hier
Atemnot ist das subjektive Gefühl von erschwerter Atmung und Luftmangel.
Sie kann zu einer starken körperlichen und emotionalen Belastung führen und erkrankte Personen im Alltag massiv einschränken.
Schwere Atemnot ist einer der häufigsten Gründe für unerwünschte Krankenhauseinweisungen am Lebensende. Sie gehört zu den Symptomen, die von Patient:innen im Vorfeld besonders gefürchtet und von Angehörigen als stark belastend empfunden werden.
Auch Ärzt:innen und Pflegepersonen nehmen Atemnot sehr ernst, da sie mit einer höheren Symptomlast und einer geringeren Überlebenszeit assoziiert ist.
Neben allgemeinen Maßnahmen stehen den Ärzt:innen eine Reihe an hochwirksamen Medikamenten zur Verfügung.
Medikamentöse Therapie
Opiate
Obwohl vor allem als Schmerzmittel bekannt, können Opiate auch bei Atemnot wirksam eingesetzt werden.
Wirkung:
Reduzierung des Atemantriebs
Ökonomisierung der Atemarbeit
Verbesserung der Ventilation
Beispiele:
Morphin (z. B. Vendal) – bewährtestes Medikament
Hydromorphon (z. B. Hydal) – Alternative bei Niereninsuffizienz
Fentanyl – wenn orale, intravenöse oder subkutane Gabe im häuslichen Setting nicht möglich ist
resorbierbar über Schleimhäute
als lösliche Tablette (Effentora, Fentabucc)
als Nasenspray verfügbar
Benzodiazepine
Diese Medikamente wirken als Beruhigungsmittel und haben bei Atemnot eine entspannende und angstreduzierende Wirkung.
Bewährte Wirkstoffe:
Lorazepam (z. B. Temesta)
Midazolam (z. B. Dormicum)
Applikationsformen:
oral
intravenös
subkutan
Midazolam auch über die Schleimhäute → als Nasenspray verfügbar
Sauerstofftherapie
Bei entsprechender Indikation (reduzierte Sauerstoffsättigung) können folgende Maßnahmen ärztlich verordnet werden:
Flüssigsauerstoff
Sauerstoffkonzentrator
mobile Geräte für unterwegs
Klinische Abklärung und Kausaltherapie
Wichtig ist bei Atemnot immer die klinische Untersuchung. Eine mögliche Kausaltherapie sollte stets evaluiert werden:
Infektion → Antibiotika oder Antimykotika
Lungenembolie → Blutverdünnung
Ödem / Lymphangiose / Exazerbation einer COPD → Kortisontherapie
Spastik / Obstruktion → bronchienerweiternde Inhalationstherapie (z. B. Berodual, Sultanol)
Verschleimung → schleimlösende Medikamente (z. B. Mucosolvan)
Pleuraerguss / Perikarderguss → Punktion
Anämie → Bluttransfusion zur Symptomlinderung
Blutungen / Bluthusten → gerinnungsfördernde Medikamente; bronchoskopische/operative Verfahren (Stent, Laser, Argon-Beamer), Strahlentherapie
Tumorgewebe in den Atemwegen → bronchioskopische oder operative Eingriffe (Laser, Stent, Argon-Beamer), Strahlentherapie
Obere Einflussstauung (Kompression großer Blutgefäße im Brustkorb durch Tumor) → adäquate Blutverdünnung, Kortisontherapie, Stent-Einlage oder Strahlentherapie
Hinweis
Die hier bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Therapie. Medikamente dürfen nur nach ärztlicher Verordnung und niemals in Eigenregie eingenommen oder angepasst werden. Bitte besprechen Sie individuelle Beschwerden und Therapieentscheidungen immer mit den behandelnden Ärzt:innen.
Quellen:
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe & AWMF). (2015, Mai). Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung (Kurzversion 1.1) (AWMF-Registernummer 128/001OL). https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/LL_Palliativmedizin_Kurzversion_1.1.pdf (abgerufen am 01.10.2025)