Chronisches Atemnotsyndrom & Atemnot

Dieser Beitrag beschreibt mögliche Ursachen von Atemnot und dem chronischen Atemnotsyndrom und zeigt, welche unterstützenden Maßnahmen von Betroffenen als hilfreich empfunden werden können.

Allgemeines

Mehr Informationen zur medikamentösen Therapie bei Atemnot finden Sie hier

Atemnot (medizinisch: Dyspnoe) ist ein häufiges und sehr belastendes Symptom bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Sie wird als das Gefühl beschrieben, „nicht genug Luft zu bekommen“. Atemnot kann Angst auslösen, Unruhe verstärken und die Lebensqualität erheblich einschränken.

Dabei wird unterschieden zwischen einer anhaltenden (chronischen) Atemnot, die dauerhaft besteht, und Atemnotattacken, die plötzlich auftreten und oft nur Sekunden bis Stunden andauern. Beides kann sehr belastend sein. Besonders schwierig ist, dass Atemnot meist als bedrohlich erlebt wird – nicht nur von den Betroffenen selbst, sondern auch von ihren Angehörigen.

Mögliche Ursachen

  • Erkrankungen der Lunge: Tumoren, COPD, Infektionen (z. B. Pneumonie), Flüssigkeit in der Lunge (Pleuraerguss), Asthma, Lungenembolie, Fibrose

  • Herzerkrankungen: Herzschwäche, Perikarderguss, Lungenödem

  • Abdominelle Ursachen: große Flüssigkeitsansammlungen im Bauch (Aszites) oder Tumoren

  • Mechanische Hindernisse: Schleim, Tumorverengung

  • Stoffwechselstörungen: Blutarmut (Anämie), Übersäuerung (Azidose), Infektionen/Sepsis

  • Neurologische oder muskuläre Ursachen: Störungen des Atemzentrums, Muskelschwäche, Kachexie

  • Nierenversagen mit Flüssigkeitseinlagerungen

  • Reizhusten, Aspiration oder trockene Raumluft

  • Psychosoziale Faktoren: Angst, Trauer, Einsamkeit

  • Spirituelle Not: Angst vor dem Sterben, Ungewissheit über das Danach

Atemnot – Was tun? Unterstützende Maßnahmen

Entscheidend ist immer die Wahrnehmung der Patient:innen selbst. Niemand kann die Intensität dieses Symptoms besser einschätzen, als der Betroffene.

Für Patient:innen

  • Ruhe bewahren: sich bewusst machen „Ich kenne dieses Gefühl – es geht wieder vorbei.“

  • Frische Luft: Fenster öffnen oder den Handventilator benutzen

  • Körperhaltungen, die das Atmen erleichtern:

    • Kutschersitz (nach vorne gebeugt auf einem Stuhl)

    • Vorwärtsstütze am Tisch

    • Sitzen im Sessel mit leichter Vorneigung

    • Stehen an der Wand abgestützt

    • Hände auf die Knie legen

  • Atmung beruhigen: langsam ausatmen, dann wieder einatmen – Schultern locker lassen, nicht pressen

  • Innere Sicherheit stärken: Manche Betroffene empfinden es als hilfreich, sich selbst beruhigende Sätze zuzusprechen (z. B. ‚Ich bin in Sicherheit‘).

  • Falls vereinbart: Verordnete Bedarfsmedikamente nach ärztlicher Anordnung einnehmen

Für Angehörige

  • Selbst Ruhe bewahren und Patient:in nicht allein lassen

  • Für frische, kühle Luft sorgen (Fenster öffnen, Ventilator, kühle Kompressen)

  • Bei der Körperhaltung helfen: Oberkörper hochlagern, Kutschersitz oder nach vorne beugen mit Armstütze

  • Vorstellung nutzen: "Stellen Sie sich einen Schwamm vor, der zuerst ausgedrückt werden muss, bevor er wieder Wasser aufnehmen kann".

  • Sanfte Nähe geben: Hand halten, Blickkontakt, ruhig und klar sprechen „Ich bin da. Wir schaffen das zusammen.“ Nicht direkt vor die Patient:innen stellen oder setzen und auch nicht direkt vor das Gesicht, dies kann zusätzlich einengend wirken.

  • Bedarfsmedikation nur nach ärztlicher Anordnung geben; Hilfsmittel bereithalten (z.B.: Ventilator)

  • Bei anhaltender oder starker Atemnot: ärztliche Hilfe rufen.

  • In einem Notfall: sofort 112 rufen

Was tun bei Veränderungen?

Plötzlich einsetzende oder stark zunehmende Atemnot erfordert ärztliche Abklärung. Medizinische Maßnahmen wie Sauerstoffgabe, schleimlösende Mittel oder beruhigende Medikamente erfolgen ausschließlich nach ärztlicher Anordnung.

Wichtiger Hinweis

Die hier bereitgestellten Maßnahmen dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Diese ersetzen keine ärztliche Untersuchung, Beratung, Diagnose oder Therapie. Maßnahmen zur Symptomlinderung sollten nur nach ärztlicher Rücksprache durchgeführt werden. Bitte wenden Sie sich bei individuellen Beschwerden immer an die behandelnden Ärzt:innen.

Quellen:

Feichtner, A. (2022). Palliativpflege in der Praxis, Wissen und Anwendung. Facultas Verlag.

Bausewein, C., & Simon, S. T. (2013). Dyspnoe. In Leitfaden Palliative Care (3. Aufl., S. 433–496). Elsevier.

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (2023). Leitlinie: Atemnot in der letzten Lebensphase. Abgerufen am 8. September 2025, von https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/pdf/Leitlinie_Atemnot_end.pdf

Kreye, G., Heim, M., Adamidis, F., & Masel, E. (2022). Management von Atemnot bei Patient*innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung. Anästhesie & Analgesie, 4(4), 226–229. https://doi.org/10.1007/s44179-022-00082-2

Gesundheit.gv.at. (2023). Palliativmedizin: Behandlung körperlicher Beschwerden. Abgerufen am 8. September 2025, von https://www.gesundheit.gv.at/gesundheitsleistungen/palliativ-hospizversorgung/hospiz-palliativ-koerper.html