Verabreichungsformen von Medikamenten

Die Wahl der Verabreichungsform beeinflusst, wie schnell und wie gut ein Medikament wirkt. Dieser Artikel stellt die wichtigsten Verabreichungsformen vor und zeigt, welche in der Palliativmedizin besonders relevant sind.

Allgemein

von Dr.in med. univ. Elena Salamun, BSc

Applikation = die Anwendung bzw. Verwendung von Medikamenten.
Der Applikationsweg beschreibt, auf welchem Weg ein Medikament in den Körper gelangt.

Faktoren bei der Auswahl der Verabreichungsart

  • Die Bioverfügbarkeit (= Anteil des Wirkstoffes, der am Wirkort ankommt und zur Verfügung steht), ist auch für die Auswahl der Dosierung entscheidend

  • die gewollte Zeit des Wirkungseintritts

  • die Dauer der Wirkung (auch von der Nierenfunktion abhängig)

  • mögliche Nebenwirkungen

  • körperliche (z. B. Schluckprobleme, schlechter Venenstatus, Übelkeit) und kognitive Voraussetzungen der Patient:innen

  • Compliance des Patienten (z. B. Ablehnung rektaler Applikation)

  • von wem (medizinisches Personal, Patient oder Angehörige) und in welchem Setting (zuhause, im Krankenhaus) soll das Medikament verabreicht werden?

Häufige Applikationsarten

Oral / Enteral

  • über den Mund (oral / per os, p.o.)
    → z. B. Tabletten, die geschluckt werden müssen, Pulver in Wasser gelöst zum Trinken, Lösungen und Säfte zum Trinken

  • über den Magen-Darm-Trakt (enteral)
    → über den Mund oder z. B. über eine Magen- oder Dünndarmsonde
    (Sondengängigkeit handelspräparat-spezifisch überprüfen)

Parenteral

  • unter Umgehung des Magen-Darm-Trakts (parenteral): Injektionen, Infusionen, Inhalationen etc.

  • in die Vene (intravenös, i.v.) → z. B. Infusion / Injektionslösung

  • unter die Haut, ins Unterhautfettgewebe (subkutan, s.c.) → z. B. Injektionslösungen (meist in Ampullenform)

Transmukosal

Die Verabreichung über Schleimhäute (transmukosal) schließt folgende drei ein:

  • auf/über die Wangenschleimhaut, in der Wangentasche (buccal) → z. B. Schmelztabletten, Sprays, Gele

  • unter die Zunge (sublingual, s.l.) → z. B. Schmelztabletten, Lösung, Spray

  • in die Nase (intranasal) → z. B. Nasenspray, Nasentropfen, Notfallmedikamente

Weitere Formen

  • einatmen, inhalieren, vernebeln (inhalativ, p.i.) → z. B. Sprays, Inhalationslösungen, Gase (Sauerstoff)

  • über die Haut (transdermal) → z. B. Schmerzpflaster, Salben, Cremes

  • in das Rektum (rektal) → z. B. Suppositorien (Zäpfchen), Klistiere

  • in die Vagina (vaginal) → z. B. Zäpfchen, Salben

Weitere spezielle Applikationsarten

  • ins Auge (konjunktival) → z. B. Augentropfen, Augensalben

  • ins Ohr (aural) → z. B. Ohrentropfen

  • in das Muskelgewebe (intramuskulär, i.m.)

  • ins Gelenk (intraartikulär)

  • in den Markraum eines Knochens (intraossär)

  • in den Liquorraum (intrathekal)

  • in die Bauchhöhle (intraperitoneal)

Applikationsarten in der Palliativmedizin

In der Palliativmedizin im häuslichen Setting häufig verwendete Applikationsarten sind die orale bzw. enterale sowie die transdermale, subkutane, transmukosale (v. a. buccal, sublingual, aber auch nasal) sowie die rektale Applikation.

Orale Medikamente

Orale Medikamente können unterschiedliche Arten von Tabletten (Retardtabletten = setzen den Wirkstoff über mehrere Stunden z. B. 12 h frei), Kapseln (Weichgelatine-Kapseln, Hartgelatine-Kapseln), magensaftresistente Tabletten/Kapseln sein.
Weiters gibt es Säfte, Lösungen oder Tropfen und auch Pulver, die in etwas Wasser gelöst und dann getrunken werden.

Sehr oft kommen auch Schmelztabletten bzw. Buccaltabletten zum Einsatz, deren Wirkstoff über die Wangenschleimhaut aufgenommen werden kann. Der Wirkeintritt ist hier ein schnellerer als bei Medikamenten, die geschluckt werden müssen.
Auch bei Erbrechen (z. B. auch der geschluckten Tabletten, die damit keine Wirkung haben) kann oft eine Schmelztablette gegen Übelkeit eine gute Therapieoption bieten.

Hinweis: Bei Schmelztabletten ist es wichtig, diese vorsichtig aus der Verpackung zu nehmen – nicht mit feuchten Händen –, weil sie sonst zerbröseln oder sich vorab auflösen könnten.

Subkutane Verabreichung

Bei der subkutanen Verabreichungsform gibt es zusätzlich die Möglichkeit, einen Subkutankatheter (ein Plastikschlauch im Unterhautfettgewebe) zu setzen, der 7–10 Tage verbleiben kann und über welchen Medikamente z. B. mit Dosierspritzen verabreicht werden können.

Auch die kontinuierliche Applikation, z. B. von Schmerzmedikamenten über eine Schmerzpumpe, die zu einem Subkutankatheter führt, ist möglich.

Inhalativ

Bezieht man die Sauerstoff- bzw. Raumluft-Applikation mit ein, ist auch die inhalative Verabreichungsform häufig.

Intravenös

Im tagesambulanten (z. B. Tageshospiz, Palliativambulanz) sowie stationären Setting (Palliativstation) spielt noch zusätzlich die intravenöse (i.v.) Gabe von Medikamenten eine zentrale Rolle.

Hinweis

Die hier bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Therapie. Medikamente dürfen nur nach ärztlicher Verordnung und niemals in Eigenregie eingenommen oder angepasst werden. Bitte besprechen Sie individuelle Beschwerden und Therapieentscheidungen immer mit den behandelnden Ärzt:innen.

Quellen:

Anton, W. (2021) Thiemes Pflege: das Lehrbuch für Pflegende in Ausbildung. 15. Auflage. Herausgegeben von S. Schewior-Popp, F. Sitzmann, und L. Ullrich. Stuttgart New York: Georg Thieme Verlag.

 Leitlinienprogramm Onkologie (Hrsg.) (2019) Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung: Langversion 2.0 – August 2019, AWMF-Registernummer: 128/001-OL: Leitlinie (Langversion). Stuttgart: Kohlhammer (Leitlinienprogramm Onkologie).

 Menche, N., Keller, C. und Teigeler, B. (Hrsg.) (2023) PflegeHeute: Lehrbuch für Pflegeberufe. 8. Auflage. München: Elsevier.