Unruhe und Angst
Viele Menschen erleben in der Erkrankung Phasen von Unruhe und Angst. Hier gibt es die wichtigsten Informationen und Möglichkeiten zur Linderung.
Allgemeines
Unruhe und Angst sind häufige Begleiter bei fortgeschrittenen Erkrankungen. Sie können zu Anspannung, Schlafstörungen und Erschöpfung führen und werden von Betroffenen oft als sehr belastend erlebt. Angst zeigt sich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich – etwa durch Herzklopfen, Schweißausbrüche oder Atemnot.
Studien zeigen, dass zwischen 20 % und 60 % der Patient:innen in der Palliativversorgung unter relevanter Angst leiden. Besonders stark ausgeprägt ist sie häufig in der Sterbephase. Neben Sorgen um die eigene Gesundheit treten auch existenzielle Ängste wie die Furcht vor Kontrollverlust, Trennung, Leiden oder dem Sterben selbst auf. Angst verstärkt zudem andere Symptome wie Atemnot oder Schmerzen, sodass ein ganzheitlicher Ansatz in der Behandlung wichtig ist.
Mögliche Ursachen
Sorgen um die Krankheit, das Sterben oder die Zukunft
Schmerzen oder andere belastende Symptome
Nebenwirkungen von Medikamenten
Veränderungen im Gehirn durch die Grunderkrankung
Einsamkeit oder fehlende Orientierung, besonders in der Nacht
Dazu kommen existenzielle Sorgen: Angst, den Alltag nicht mehr bewältigen zu können, Angst vor Belastung der Angehörigen oder spirituelle Fragen nach Sinn und Endlichkeit. Manche Medikamente (z. B. Kortison, Opioide, bestimmte Chemotherapien) können Angstzustände verstärken. Auch Delir und Desorientierung erhöhen das Risiko für Unruhe und Angst.
Atmosphäre und Umgebung
Ruhige, angenehme Umgebung schaffen (gedämpftes Licht, vertraute Musik)
Feste Rituale und Tagesstrukturen geben Sicherheit
Nähe und Anwesenheit vertrauter Personen werden oft als beruhigend empfunden
Eine strukturierte Umgebung fördert Orientierung und reduziert Unsicherheit. Musiktherapie, eine wohlwollende Gesprächsatmosphäre und vertraute Gerüche können Ängste verringern und werden von vielen Betroffenen als hilfreich erlebt.
Körperliche Unterstützung
Körperkontakt wie Händehaltung, sanfte Berührungen oder Massagen vermitteln Halt
Atemübungen oder bewusstes langsames Atmen können helfen, innere Unruhe zu mindern
Bewegung im Rahmen der Möglichkeiten, kleine Spaziergänge oder Lagewechsel
Körperliche Nähe vermittelt Sicherheit und unterstützt die emotionale Regulation. Atemübungen und Entspannungstechniken können vor allem bei akuter Angst unterstützend wirken. Selbst kleine Bewegungen oder Lagerungswechsel können ein Gefühl von Aktivität und Selbstwirksamkeit unterstützen
Unterstützende Anwendungen
Wärmeanwendungen (z. B. warme Decke, Wärmflasche) vermitteln Geborgenheit
Lavendel- oder Melissenduft (als Öl, Tee oder Waschung) wird von vielen Betroffenen als beruhigend empfunden
Musik, Vorlesen oder leise Gespräche können ablenken und entspannen
Seelische Begleitung
Gespräche über Sorgen und Ängste entlasten
Seelsorgerische oder psychoonkologische Begleitung anbieten
Entspannungsmethoden wie Meditation, Gebet oder Achtsamkeitsübungen können hilfreich sein
Psychologische und spirituelle Unterstützung ist zentral. Gesprächstherapie, Psychoonkologie oder seelsorgerische Gespräche können dabei unterstützen, Ängste einzuordnen.
Was tun bei Veränderungen?
Anhaltende oder sehr starke Angst sollte ärztlich besprochen werden
Medikamente gegen Angst oder Unruhe dürfen ausschließlich nach ärztlicher Anordnung eingesetzt werden
Auch Kombinationen aus medikamentöser Behandlung und unterstützenden Maßnahmen sind möglich
Wichtiger Hinweis
Die hier bereitgestellten Maßnahmen dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, Beratung, Diagnose oder Therapie. Maßnahmen zur Symptomlinderung sollten nur nach ärztlicher Rücksprache durchgeführt werden. Bitte wenden Sie sich bei individuellen Beschwerden immer an die behandelnden Ärzt:innen.
Quellen:
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Atkin, N., Lipson-Smith, R., & McLeod, H. (2017). The assessment and management of anxiety in patients with advanced disease: A reflective account. BMJ Supportive & Palliative Care. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5724241/ PMC