Tumorfatigue

Eine anhaltende Erschöpfung bei Krebserkrankungen – hier gibt es die wichtigsten Informationen und Möglichkeiten zur Unterstützung.

Allgemeines

Tumorfatigue bezeichnet eine ausgeprägte, anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung, die bei vielen Menschen mit fortgeschrittener Krebserkrankung auftritt. Sie geht weit über normale Müdigkeit hinaus und bessert sich nicht durch Schlaf oder Ruhe. Fatigue betrifft sowohl Körper als auch Psyche und kann den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Untersuchungen zeigen, dass bis zu 80 % der Patient:innen mit fortgeschrittener Krebserkrankung unter Fatigue leiden. Sie ist eines der häufigsten und am meisten belastenden Symptome in der Palliativversorgung. Charakteristisch ist, dass die Betroffenen ein Gefühl von „Erschöpfung ohne Ursache“ beschreiben, das alle Lebensbereiche durchdringt und nicht durch Ruhe ausgeglichen werden kann. Fatigue gilt als eigenständiges Syndrom, das sowohl durch körperliche als auch durch psychische Faktoren beeinflusst wird.

Mögliche Ursachen

  • Die Tumorerkrankung selbst

  • Nebenwirkungen von Chemotherapie, Strahlentherapie oder Medikamenten

  • Blutarmut (Anämie)

  • Stoffwechselstörungen

  • Schlafstörungen, Schmerzen oder Atemnot

  • Psychische Belastungen wie Ängste oder Depression

Die Ursachen sind multifaktoriell. Neben therapiebedingten Faktoren wie Chemo- oder Strahlentherapie spielen entzündliche Prozesse, hormonelle Dysregulation und Muskelschwund (Kachexie) eine Rolle. Schlafmangel, depressive Symptome oder Angstzustände verstärken die Erschöpfung zusätzlich. Behandelbare Ursachen wie Anämie oder hormonelle Störungen sollten früh erkannt und gezielt behandelt werden.

Mögliche unterstützende Maßnahmen

Energie einteilen

  • Tagesablauf anpassen: Wichtige Tätigkeiten auf Zeiten legen, in denen mehr Energie vorhanden ist

  • Regelmäßige Ruhepausen einplanen

  • Tätigkeiten, die Kraft kosten, delegieren oder gemeinsam erledigen

Das Konzept des „Pacing“ (Energie haushalten und Aktivitäten bewusst planen) wird von vielen Betroffenen als hilfreich erlebt, um Überforderung zu vermeiden

Bewegung und Aktivität

  • Leichte Bewegung wie Spaziergänge, Gymnastik oder Atemübungen kann den Kreislauf anregen und von vielen Menschen als wohltuend empfunden werden

  • Individuell angepasste Wege zur Aktivierung und Mobilität sollten genutzt werden

Bei manchen Betroffenen werden aerobes Training, Yoga oder Qigong als hilfreich erlebt, um mit Fatigue umzugehen. Auch kognitive Verhaltenstherapie kann in Kombination mit körperlicher Aktivität unterstützend wirken und wird von manchen als hilfreich erlebt. Selbst kleine, regelmäßige Bewegungseinheiten können sich positiv auf Kraft, Stimmung und Schlafqualität auswirken.

Für Patient:innen mit eingeschränkter Mobilität können folgende Ansätze hilfreich sein:

  • Atemübungen oder sanfte Dehnungen können im Liegen oder Sitzen durchgeführt werden.

  • Passive Bewegungen durch Pflegende oder Physiotherapeut:innen, etwa sanftes Durchbewegen der Gelenke, können das Körpergefühl unterstützen

  • Hilfsmittel wie Rollstuhl oder Pflegebett erleichtern den Alltag und sparen Energie.

  • Musik, Gespräche, Vorlesen oder geführte Imaginationen bieten geistige Anregung, ohne körperlich zu überlasten.

  • Eine angenehme Umgebung mit guter Positionierung, frischer Luft und Ruhe reduziert zusätzlichen Energieverbrauch.

Feste Tagesstruktur schafft Sicherheit und Orientierung

  • Hilfsmittel wie Rollstuhl oder Gehhilfe können Kräfte schonen

  • Unterstützung durch Angehörige oder Pflegende annehmen

Eine klare Tagesstruktur verringert das Gefühl der Überforderung. Durch Hilfsmittel lassen sich Kräfte besser einteilen und Energie für wichtige Tätigkeiten erhalten.

Ernährung und Flüssigkeit

  • Ausgewogene, leichte Kost kann den Körper unterstützen

  • Regelmäßige kleine Mahlzeiten und ausreichende Flüssigkeitszufuhr werden von vielen Betroffenen als wohltuend erlebt

Seelische Unterstützung

  • Gespräche über Ängste und Sorgen entlasten

  • Entspannungsverfahren wie Atemübungen, Meditation oder Musik hören können hilfreich sein

  • Psychoonkologische oder seelsorgerische Begleitung ist für einige Betroffene eine wichtige Ressource

Psychoonkologische Unterstützung, Achtsamkeitsübungen und Musiktherapie können sich positiv auf Fatigue auswirken, indem sie Stress reduzieren, Selbstwirksamkeit fördern und emotionale Ressourcen stärken.

Was tun bei Veränderungen?

  • Bei stark zunehmender oder neu auftretender Fatigue sollte ärztliche Abklärung erfolgen, um behandelbare Ursachen wie Blutarmut oder Stoffwechselstörungen auszuschließen

  • Medikamente oder gezielte Therapien können in einzelnen Fällen durch Ärzt:innen verordnet werden

Wichtiger Hinweis

Die hier bereitgestellten Maßnahmen dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, Beratung, Diagnose oder Therapie. Maßnahmen zur Symptomlinderung sollten nur nach ärztlicher Rücksprache durchgeführt werden. Bitte wenden Sie sich bei individuellen Beschwerden immer an die behandelnden Ärzt:innen.

Quellen:

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Klasson, C. (2021). Fatigue in cancer patients in palliative care—A review on pharmacological treatment options. Cancers, 13(5), 985. https://doi.org/10.3390/cancers13050985

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National Cancer Institute. (2024, November 6). Fatigue (PDQ®)–Health Professional Version. U.S. National Cancer Institute. https://www.cancer.gov/about-cancer/treatment/side-effects/fatigue/fatigue-hp-pdq