Palliative Chemotherapie
Chemotherapie gehört zu den zentralen Säulen in der Behandlung von Krebserkrankungen. Sie kann heilend, unterstützend oder palliativ eingesetzt werden und erfordert eine sorgfältige Vorbereitung, Aufklärung sowie Begleitung der Patient:innen.
Allgemein
von Dr.in med. univ. Elena Salamun, BSc
Zytostatika sind Medikamente, die das Zellwachstum von Krebszellen aufhalten oder hemmen. Da auch gesunde Körperzellen angegriffen werden, treten Nebenwirkungen auf.
Die Substanzen werden als Mono- oder Kombinationstherapie eingesetzt – in Tablettenform oder intravenös. Kombinationen können die Wirksamkeit verstärken und Nebenwirkungen reduzieren.
Es gibt unterschiedliche Therapieschemata (je nach Krebsart), deren Dauer Wochen bis Monate umfasst. Man spricht von Zyklen, die nummeriert werden. Zwischen den Zyklen gibt es Pausen, damit sich der Körper erholen kann. Der Erfolg wird regelmäßig mithilfe bildgebender Verfahren überprüft, das Ergebnis bestimmt das weitere Vorgehen.
Einsatzmöglichkeiten
ergänzend (adjuvant): zu heilend eingesetzten Verfahren (z. B. nach Operation oder Strahlentherapie), um nicht sichtbare Tumorabsiedelungen zu zerstören
vor einer heilenden Therapie (neoadjuvant): z. B. zur Verkleinerung des Tumors vor einer Operation
lindernd / lebensqualitätsorientiert (palliativ): Ziel ist die Verlängerung des Überlebens und Verbesserung der Symptomkontrolle, um eine gute Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten
Kontraindikationen – wann keine Chemotherapie?
schlechter Allgemeinzustand bei weit fortgeschrittener Tumorerkrankung
schwere, nicht therapierbare Begleiterkrankungen (z. B. schwere Herzinsuffizienz, COPD, unkontrollierte Infektion)
fehlende Aufklärungsmöglichkeit oder Einwilligungsfähigkeit der Patient:innen
Aufklärung
Vor der Durchführung einer Chemotherapie erfolgt ein Aufklärungsgespräch durch den betreuenden Arzt, wenn möglich mit einem vertrauten Angehörigen. Inhalte sind:
Erklärung der Chemotherapie
mögliche Alternativtherapien
Ablauf der Chemotherapie
erwartete Nebenwirkungen und Risiken
Meist erhalten Patient:innen zusätzlich Informationsmaterial (z. B. Patiententagebuch, Therapie- und Terminplan). Die Aufklärung wird anhand eines Bogens dokumentiert und von Arzt und Patient:in unterschrieben.
Vorbereitung
Vor Beginn sind verschiedene Untersuchungen notwendig:
Blutabnahmen
apparative Diagnostik (z. B. EKG)
bildgebende Verfahren
Außerdem werden Körpergröße und Gewicht erhoben, da die Chemotherapie anhand der Körperoberfläche (KOF) dosiert wird. Eine gründliche Anamnese der Vormedikation ist wichtig, da Wechselwirkungen auftreten können.
Nebenwirkungen
Da Chemotherapeutika das Zellwachstum hemmen, sind besonders folgende Zellen betroffen:
Haare
Knochenmark-Stammzellen
Zellen der Darmschleimhaut
Nerven- und Muskelfasern
Hautzellen
Allgemeine Nebenwirkungen
Müdigkeit, Abgeschlagenheit
Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit
erhöhte Infektanfälligkeit
Abfall von Leukozyten, Thrombozyten oder Erythrozyten/Hämoglobin
Geschmacksstörungen
Muskel- und Gelenkschmerzen
trockene Schleimhäute, Schleimhautentzündungen
Spezifische Nebenwirkungen
abhängig vom verwendeten Chemotherapeutikum – sollten bei der Aufklärung individuell angesprochen und schriftlich dokumentiert werden.
Verabreichung
Schon bei der Vorbereitung erhalten Patient:innen Medikamente zur Vorbeugung von Nebenwirkungen (z. B. Antiemetika).
Die Gabe der Chemotherapie kann über:
einen peripheren intravenösen Zugang oder
einen zentralen Zugang (z. B. Port, PICC-Line) erfolgen.
Meist wird die Therapie ambulant durchgeführt. Am Behandlungstag erfolgt eine erneute Abklärung von Infekten, Fieber oder relevanten Nebenwirkungen.
Ablauf:
Gabe eines Vorlaufs (z. B. Medikamente gegen Übelkeit)
Verabreichung der Chemotherapie
Gabe einer Spüllösung
Rezept für prophylaktische Medikamente zur Einnahme in den Folgetagen
Vergabe weiterer Termine, meist dokumentiert in einem Therapiebuch
Hinweis
Die hier bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Aufklärung. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung, Diagnose oder Therapie. Medikamente dürfen nur nach ärztlicher Verordnung und niemals in Eigenregie eingenommen oder angepasst werden. Bitte besprechen Sie individuelle Beschwerden und Therapieentscheidungen immer mit den behandelnden Ärzt:innen.
Quellen:
Fehm, T., et al. (Hrsg.). (2021). Referenz Gynäkologie: Das Referenzwerk für Klinik und Praxis (1. Aufl.). Stuttgart: Thieme.
Riemann, J. F., et al. (Hrsg.). (2019). Referenz Gastroenterologie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag. https://doi.org/10.1055/b-006-163297