Abschiedsgespräche
Wenn das Lebensende näher rückt, entsteht oft der Wunsch, noch Wichtiges miteinander zu teilen. Für Angehörige ist das nicht leicht – doch ehrliche Gespräche können Verbindung schaffen, Ängste lindern und den Abschied ein Stück leichter machen.
Allgemeines
Wenn das Lebensende näher rückt, wünschen sich viele Menschen, noch einmal in Ruhe miteinander sprechen zu können. Für Angehörige ist das oft eine große Herausforderung: die Angst, das Falsche zu sagen, die Sorge, den geliebten Menschen zu belasten, und die Unsicherheit, wie über den Tod gesprochen werden kann. Doch gerade solche Gespräche können Nähe schenken, entlasten und eine wichtige Brücke zwischen Leben und Abschied bauen.
Über den Tod sprechen – während der gemeinsamen Zeit
Gespräche über das Sterben und den Tod sind schwer, aber sie eröffnen die Möglichkeit, Wichtiges noch auszusprechen. Dabei geht es nicht um perfekte Worte, sondern um Ehrlichkeit, Achtsamkeit und Zuhören. Hilfreich kann sein:
Offenheit zulassen: Fragen wie „Gibt es etwas, das dir wichtig ist?“ oder „Was wünschst du dir für die kommende Zeit?“ können Türen öffnen.
Gefühle benennen: Eigene Unsicherheit darf ausgesprochen werden. Sätze wie „Ich weiß nicht, ob ich die richtigen Worte finde, aber ich möchte da sein“ können entlastend wirken.
Dankbarkeit zeigen: Erinnerungen, Dank oder Anerkennung auszusprechen, schenkt beiden Seiten Frieden.
Erinnerungen teilen: Fotos, Musik oder Geschichten schaffen Verbundenheit und Nähe.
Zukunft besprechen: Manche möchten über Wünsche für die Beerdigung, eine Patient:innenverfügung oder andere Vorsorgeregelungen sprechen. Diese Themen können Klarheit bringen und Sicherheit schaffen.
Manchmal sind es auch die stillen Momente – eine Berührung, ein Blick, gemeinsames Schweigen –, die mehr sagen als Worte.
Typische Stolpersteine
Viele Angehörige scheuen sich, das Thema Tod direkt anzusprechen, aus Angst, die Hoffnung zu zerstören. Doch oft empfinden schwerkranke Menschen es als Erleichterung, wenn die Sprachlosigkeit durchbrochen wird. Ebenso kann es sein, dass der oder die Sterbende selbst nicht reden möchte – auch das ist in Ordnung und verdient Respekt.
Abschiedsgespräche nach dem Tod
Auch nach dem Versterben setzen viele Menschen die Gespräche innerlich fort. Für Trauernde kann es tröstlich sein, sich an den Verstorbenen zu wenden, sei es in Gedanken, im Gebet oder durch kleine Rituale. Beispiele dafür sind:
Briefe schreiben: Gedanken, Wünsche oder Gefühle aufschreiben und an einem besonderen Ort aufbewahren.
Innere Zwiesprache: Im Alltag bewusst Momente schaffen, in denen man sich dem Verstorbenen verbunden fühlt.
Gedenkrituale: Eine Kerze anzünden, einen Erinnerungsplatz gestalten oder den Lieblingsort des Verstorbenen aufsuchen.
Diese Form der Fortführung hilft, den Kontakt nicht abrupt zu verlieren, sondern den Verstorbenen auf neue Weise im Leben präsent zu halten.
Wichtiger Hinweis
Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ im Abschiedsgespräch. Entscheidend ist, dass es sich für beide Seiten stimmig anfühlt. Unterstützung durch Seelsorge, Hospizdienste oder Trauerbegleitung kann helfen, wenn Gespräche allein zu schwerfallen.
Quellen:
Frick, E., & Büssing, A. (2017). Spiritualität, Kommunikation und Palliative Care: Handbuch für die Begleitung am Lebensende. Kohlhammer.
Hospiz Österreich. (o. J.). Trauerbegleitung. Abgerufen am 6. September 2025, von https://www.hospiz.at/trauerbegleitung
Worden, J. W. (2018). Grief Counseling and Grief Therapy: A Handbook for the Mental Health Practitioner (5. Aufl.). Springer Publishing Company.